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Projekt Spiritualität im Kirchenkreis Stormarn

Meditationsabende, Taizé-Andachten oder Übungstage zum Herzensgebet: Das bietet seit acht Jahren das Projekt Spiritualität im Kirchenkreis Stormarn. Ein Teil der Seminare findet im Haus am Schüberg statt. 


„Ich möchte, dass es auch in meiner Kirche Angebote für Suchende gibt”, sagt die Theologin Annekatrin Hennenhofer, die lange in der Frauenarbeit des Kirchenkreises tätig war. Ende der 1990er-Jahre erhielt sie den Auftrag, Angebote für kirchlich Distanzierte zu entwickeln: Menschen, die Sehnsucht nach Sinn und religiöser Erfahrung haben, aber in den traditionellen Gemeindeveranstaltungen nicht auftauchen.

In den Fokusgruppen, die zur Vorbereitung des Projekts eingeladen wurden, fielen Sätze wie diese: „In der Kirche wird zu viel geredet und zu wenig geschwiegen.” „Die traditionellen Rituale berühren mich nicht mehr.” Oder auch die Aufforderung an die evangelische Kirche: „Bleibt bei euren Wurzeln, aber seid offen für andere Wege.”

So gewann im Kirchenkreis Stormarn das Projekt Spiritualität Kontur, das Annekatrin Hennenhofer seitdem leitet. Mehr als 20 Kursleiterinnen und -leiter bieten im laufenden Halbjahr Veranstaltungen an – von Meditation in Stille bis zum kreativen Tanz, vom spirituellen Seminar für Paare bis zum Vortrag über den philosophischen Grundlagenforscher Ken Wilber. Das Programmheft hat eine Auflage von immerhin 9.000 Stück und wird nicht nur in Kirchengemeinden verteilt, sondern auch in Arzt- und Heilpraktikerpraxen, Bioläden und Buchhandlungen.

„In den vergangenen zehn Jahren ist das Bedürfnis nach religiöser Erfahrung gewachsen”, stellt Annekatrin Hennenhofer fest. Das Projekt Spiritualität kommt dem entgegen. Und es ist, verglichen mit der Anfangszeit, profilierter christlich geworden. „Wir haben in der christlichen Tradition so viele Schätze, die wir in Erfahrung übersetzen können!”, betont die Theologin, die zur Meditationsbegleiterin ausgebildet ist und seit vielen Jahren das Herzensgebet praktiziert. „Trotzdem bleiben wir offen für andere Religionen und ihre Erfahrungen.”

Nach innen schauen, den Gottesfunken in sich selber finden – das ist der Wegweiser im Projekt Spiritualität. Oder wie es der Mystiker Meister Eckhart im 13. Jahrhundert formulierte: „Wer in Gottes Grund kommen will, muss zuerst in seinen eigenen Grund kommen.” Manchmal bedeutet das allerdings eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der eigenen religiösen Biografie, zum Beispiel mit Bildern von einem strafenden Gott. Annekatrin Hennenhofer: „Teilnehmende sind hier sehr dankbar, wenn sie zu ihren Wurzeln zurückfinden und sich mit ihrer Tradition versöhnen können.” Neben den Seminaren sind auch Einzelgespräche möglich, um persönliche Fragen zu erörtern.

Weltfern sei der innere Weg keineswegs, betont die Meditationsleiterin. So steht es auch in den Leitlinien des Projekts: „Der Weg zur eigenen Mitte ist eine wichtige Kraftquelle, um in der Welt verantwortlich und solidarisch handeln zu können.” Im Programm finden sich deshalb auch Seminare zu gewaltfreier Kommunikation oder die „Exerzitien auf der Straße”, die gemeinsam mit den „Ordensleuten gegen Ausgrenzung” in Berlin angeboten werden.

Wie Veränderung im Innern zu neuem Engagement in der Welt führen kann, zeigt das Beispiel einer Teilnehmerin: Sie schloss sich dem Besuchsdienst ihrer Kirchengemeinde an – um etwas von dem zurückzugeben, was sie durch die Hinwendung zur Spiritualität bekam.

(Artikel von  Detlev Brockes in der Veranstaltungsbroschüre des Haus am Schübergs über das Projekt Spiritualität)

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